1946 in der Schweiz geboren und in einer kleinen Stadt im Jura aufgewachsen, ging Jean-Luc Tissot 1978 nach Deutschland. In Neuwied bei Koblenz arbeitete er 15 Jahre fĂŒr einen Entwicklungs- und Friedensdienst und hatte nach wenigen Jahren sein Coming-Out. Einige Jahre spĂ€ter, 1987, erhielt er die Diagnose, er sei HIV-positiv. Weil sein Leben in der Kunst Form annimmt, wie er spĂ€ter in seinem Buch âFragmenteâ (2022) schrieb, gestaltet er seit 1987 Collagen. 1990 ging er eine Partnerschaft mit JĂŒrgen Bittner ein, mit dem er heute verheiratet ist; wegen ihm zog er 1992 nach Braunschweig. Hier arbeitete er fĂŒr die Aidshilfe. 2022 erkrankte Jean-Luc Tissot an Krebs, wobei ihm nicht die Operation und die Chemotherapien, sondern erst eine innovative Behandlung half, die er von der Krankenkasse erstritt.
Jean-Luc Tissot mit seinem Mann JĂŒrgen BittnerAbstract
Jean-Luc Tissot erinnert sich, in seiner christlich-konservativen Familie in der Schweiz war Schwules kein Thema. Erst als er mit 35 Jahren, Anfang der 1980er Jahre, in Deutschland lebte, war ihm ein Coming-out möglich. Das war die Zeit, als HIV und Aids sich ausbreiteten und sehr viele schwule MĂ€nner starben. Auch Jean-Luc Tissot war 1987 positiv, doch bei ihm brach Aids spĂ€t aus, als es bereits Medikamente gab. Jahre zuvor verliebte er sich bei seinem Engagement fĂŒrs Rosa Telefon und zog zu JĂŒrgen Bittner nach Braunschweig. Ăber 30 Jahre spĂ€ter sitzt das Ehepaar auf seinem Sofa und erinnert sich. Hier baute Jean-Luc Tissot ab 1992 bei der Aidshilfe die PrĂ€vention entscheidend mit auf: Es ist in Ordnung, schwul zu sein, glĂŒcklich zu sein â und verantwortlich fĂŒr die eigene Gesundheit. Um dies zu verbreiten, ging Jean-Luc Tissot dorthin, wo sich schwule MĂ€nner trafen. Und er trug zum Wertewandel in der Polizei bei, die schlieĂlich gegen antischwule Gewalt einschritt. Ihm liegt sehr daran, dass die Erfolge der Emanzipation bewahrt werden.
Interview
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